Kupferhammer Thießen

Zur Geschichte des Kupferhammers Thießen

Der Kupferhammer in Thießen ist das einzige erhaltene historische Hammerwerk in Sachsen-Anhalt. Wahrscheinlich vor 1600 errichtet, stellt er ein interessantes technisches Denkmal dar, welches bis in die 60iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Betrieb war. Hammerwerke gab es in vielen Teilen Deutschlands, allen bekannt, der Frohnauer Hammer bei Annaberg-Buchholz oder die zahlreichen wassergetriebenen Hammerwerke an der Wupper, welche Ihre Vollendung in den Gesenkschmieden Solingens fanden.
Keinesfalls richtig ist die vielfach wiederholte Aussage, der Kupferhammer Thießen fände seine erste Erwähnung im Jahre 1603. Zwar wird im Thießener Sterberegister 1603 vermerkt: "Salomon, des Kupferschmidsgeselle, ein Preusse, sepultus 17. Novembirs." Dieser Eintrag belegt aber nicht die Existenz des Hammerwerkes, sondern lediglich, dass es zu dieser Zeit zwei Kupferschmiede in Thießen gab.
Thießen existierte zu diesem Zeitpunkt nachgewiesen schon seit wenigstens 300 Jahren (siehe Kasten rechts), so wie weitere Siedlungen am Lauf der Rossel, meist als Besitzungen Zerbster Feudalherren. Es existieren nur noch wenig Quellen aus dieser Zeit. Die frühesten Eintragungen in Kirchenbüchern stammen von dem 1593 der Kirche von Natho, wozu auch Thießen gehörte, durch Wieperecht von Zerwest ordinierten Pfarrer Joachimus Ziegers. Aus dieser Quelle stammt der oben zitierte Eintrag in das Sterberegister.
Eine weitere Notiz findet sich im Kirchenbuch des benachbarten Mühlstedt, ebenfalls an der Rossel gelegen: "Den 16. septembris 1604 wurde auff den Todt geschossen Hein Encke des Buchholz Müllers Sohn allhie. Der ihm getroffen hat ist ein Gesell des Kupferschmiedes am selben Wasser gewest, derselbe war aus Ohrdruff im Thüringschen gebürtig ..."
Dieser Satz könnte den Schluß zulassen, dass bereits damals eine wie auch immer geartete Verbindung zu Schmieden im Thüringer Raum bestand, denn in Ohrdruf steht bekannterweise der Tobiashammer, eine Schmiedehammeranlage, welche 1482 als Eisenhammer errichtet wurde, die mit Beginn des 16. Jahrhunderts auch zur Kupferverarbeitung eingesetzt wurde. Aber auch dieser Vermerk erlaubt noch nicht den Schluß auf die Existenz eines Hammerwerkes an der Rossel.
Konkreter wird es erst nach Ende des Dreißigjährigen Krieges. 1636 floh der größte Teil der Dorfbevölkerung Schutz suchend in das befestigte Zerbst. Hier waren um 1610 bereits drei Kupferschmiede ansässig, deren Tätigkeit unter anderem darin bestand, Braupfannen aus Kupfer herzustellen oder zu reparieren. Da es in Zerbst und Dessau damals zahlreiche Brauereien gab, ist anzunehmen, dass der Bedarf groß war. Einer der Zerbster Kupferschmiedemeister war Hans Pulle, welcher durch den Dessauer Rat 1646 sozusagen Gebietsschutz bekam:
"... an den allhiesigen Braupfannen etwas auszubessern, noch weniger neue Arbeit verfertigen und ihm, Hans Pulle, behindern, gestalt er die einzig und allein Zeit seines Lebens wegen seiner erwiesenen Treu, Aufrichtigkeit und tüchtig gemachter Ware getane Arbeit behalten und dabei geschätzt werden soll..."
Der erste Hinweis auf ein Hammerwerk in Thießen und einen dort ansässigen Hammer- und Kupferschmied Theophil Rauer stammt aus den Jahre 1647 und findet sich in einem Bericht des Dessauer Rates unter Bezugnahme auf den oben erwähnten Kupferschmied Hans Pulle. Rauer wollte sich in Dessau niederlassen und Pulles Aufträge übernehmen und äußert sich wie folgt:
"... Also wundert mich über alle Massen doch, dass von mir der ich nicht allein die Kupfer-, besonders auch die Hammerschmiedearbeit zu Dresden redlich, wie allen Meistern in Zerbst wissend, gelernt habe und sie mich dannenhero in ihre Innung vor einen tüchtigen Meister vorlängst auf und angenommen haben ..., darf gesagt werden, ich wär kein Kupferschmied, sondern ein Hammerschmied und würde also die Bürgschaft mit tüchtigen Pfannenmachern nicht versehen können ..." Und über Pulle:"... dass dieser mit der Hammerschmiedearbeit nicht also wie ich Gottlob gelernt, wisse umzugehen, sintemal der für sich keine Pfanne wird gefertigt haben, wo nicht das Kupfer auf meinem Hammer die rechte Zubereitung zuvor erlangt habe..."
Dies ist nun der erste wirkliche Hinweis auf die Existenz eines Kupferhammers in Thießen. Rauer ließ sich übrigens erst 1665 in Dessau nieder. Und der Kupferhammer in Thießen produzierte weiter Rohlinge zur Herstellung von Braupfannen. Eine Seitenwandbohle des Blasebalgs dort trägt die Inschrift MFZ 1691.
In der Folgezeit wuchs die Anlage an der Rossel zu einem Vierseithof heran, wurde 1952 von Gustav Drestler, dem letzten Kupferschmied, gekauft und 1958 unter Denkmalschutz gestellt. Bis 1960 wurde noch mit dem Hammerwerk gearbeitet, in der Kupferschmiede sogar bis 1974 produziert - Badeöfen, Wasch- und Eiskessel, die in der näheren Umgebung zum Einsatz kamen.
1983 wurde die Anlage vollständig konserviert.

Hammerwerk

Thießen

  • 1303 Disne
  • 1315 Dysne
  • 1396 Dissen, Diesen
  • 1505 Diessen

Der Ort wurde 1303 erstmalig in einem Beleg über den Verkauf von viereinhalb Wispel Roggen durch Burchard von Barby an das Nonnenkloster Zerbst erwähnt.
Etwas später - 1316 - wird ein Walter von Dysne erwähnt, an den die Schlichtings (Otto, Konrad und Dietrich) Güter bei Bomsdorf gegen einen jährlichen Zins übertragen.
Thießen, damals zu Hundeluft gehörend, ging 1457 aus dem Eigentum der Fürsten Adolf und Albrecht von Anhalt als Erblehen an die Herren von Zerbst. Da hierbei der Ort nicht ausdrücklich genannt war, entstanden über seine Zugehörigkeit Meinungsverschiedenheiten, welche letztlich 1505 durch Fürst Adolf, Domprobst zu Magdeburg, geklärt wurden. Bei den Teilungen der Familiengüter von Zerbst blieb Thießen mit Natho zusammen und Hundeluft mit Ragösen und Bräsen.
Thießen hatte bereits vor 1400 eine Kirche. Die jetzige zu "Sankt Peter" wurde von der Familie von Zerbst errichtet. Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass sie über drei Böden verfügt. Neben dem eigentlichen Kirchenraum ist der Raum darüber noch einmal zweigeteilt.

Quellen
- Dr. Büttner Pfänner zu Thal - Anhalts Bau- und Kunst-Denkmäler (1894)
- Meyers Großes Konservations-Lexikon (1907)
- Karl Schmidt - Der Kupferhammer (1988)
- Klemens Koschig - Der Kupferhammer in Thießen (1989)

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